Sonderausstellung Augentäuschung – Textile Effekte und ihre Imitation 28. April bis 10. November 2024

Die illusionistische Darstellung von Textilien war schon in der Malerei der Antike Ausdruck höchsten künstlerischen Könnens. Gleiches gilt auch für die Weberei, Wirkerei und Stickerei. Mit grosser Fertigkeit werden hier Textilien im Textil nachgeahmt. Das kunstvolle Spiel mit Materialien, Techniken und den Erwartungen der Betrachtenden wird durch Beispiele des 4. bis 17. Jahrhunderts beredt vor Augen geführt. Pressetext

Abbild und motivische Wiedergaben

Ein Stoff zeichnet sich durch seinen Musterrapport als wertvoll aus, denn dieser zeigt an, dass das Gewebe auf einem komplexen Webstuhl hergestellt wurde. Für die Darstellung eines solchen Stoffs genügt die stete Wiederholung der Motive. Diese wird zur Chiffre für ein kostbares Textil. | Ausschnitt aus einer Minneszene, Strassburg 1500–1510, Wollwirkerei, Inv. Nr. 2396

Textile Nachahmungen

Jede textile Technik vermag mit den jeweils verarbeiteten Materialien besondere Effekte hervorzubringen. Zuweilen wird die typische Erscheinungsform einer anderen Technik imitiert. So gibt es beispielsweise Samte mit gesticktem statt gewebtem Golddekor. Ebenso gelingt es, in Wirkerei kostbare Samte darzustellen. | Detail eines Chormantels, Samt: Italien; Goldstickerei: Spanien (?), 1430–1450, Inv. Nr. 4266

Textile Trompe-l’œils

Künstlerische Augentäuschungen dienen nicht alleine dem Beweis handwerklicher Meisterschaft, sondern schaffen ebenso einen Weg zur Kontemplation. Mit ihnen gelingt es, die Schwelle zwischen dem Bildraum und dem Raum der Betrachtung zu überwinden. | Tapisserie mit Maria und Kind, Brüssel, frühes 16. Jahrhundert, Wirkerei mit Seiden-, Gold-, Silber- und Wollfäden, Inv. Nr. 5760

Schärfung des Auges

Die ausgestellten Objekte sind Paradebeispiele textiler Augentäuschung und animieren dazu, genau hinzuschauen. Raffinierte motivische, technische und illusionistische Effekte der einen textilen Gattung in einer anderen zu erkennen, sorgt für Überraschung und ein visuelles Vergnügen. | Draperie (Detail einer Tapisserie), Touraine, um 1500, Wirkerei mit Woll- und Seidenfäden, Inv. Nr. 1545