Sonderausstellung Das letzte Gewand. Grabfunde aus der Höhle Assi el-Hadath im Libanon Ausstellung beendet

Während mehrerer Jahre wurden in der Abegg-Stiftung Textilien aus dem Nationalmuseum in Beirut restauriert. Es handelt sich um Leichentücher und Gewänder, die zwischen 1988 und 1993 in der Höhle Assi el-Hadath im Libanongebirge gefunden wurden. Im 13. Jahrhundert hatten Menschen dort Schutz gesucht, gelebt und ihre Toten bestattet. Dank des trockenen Klimas blieben die Textilien erhalten. Publikation | Pressetext

Kreuzfahrer und Mamluken

1099 wurde Jerusalem von den Kreuzfahrern erobert. Sie errichteten eine Herrschaft, die auch das Gebiet des heutigen Libanon umfasste. Dort lebten seit langem Christen maronitischen Glaubens, die sich unter den Schutz der Kreuzfahrer stellten. Als die Mamluken im 13. Jahrhundert die Kreuzritter vertrieben, wurden auch die Maroniten von ihnen verfolgt. | Stickerei mit Vögeln; Libanongebirge, 13. Jahrhundert; Seidenstickerei auf Baumwolle; Direction Générale des Antiquités du Liban, Inv. Nr. 116425

Die Höhle Assi el-Hadath

Die 1988 entdeckte Höhle liegt schwer zugänglich auf einer Höhe von etwa 1300 Metern. Ihr Inneres war für einen längeren Verbleib eingerichtet. Neben einem gemauerten Brunnen besass sie einen Trog zum Mahlen von Korn. Die Toten waren im hintersten Teil der Höhle bestattet. Funde von Handschriften mit Gebeten weisen sie als Christen aus. | Abb. aus: Fadi Baroudy u.a., Asi-l-Hadath, Lebanon. History of a Grotto (Phoenix Center for Lebanese Studies, Research, 11), Kaslik 2011

Zeugnisse der Vergangenheit

Die Grabfunde gehören zum Bedeutendsten, was an archäologischen Zeugnissen der Kreuzfahrerzeit im Libanon erhalten geblieben ist. Die Kleider wurden nicht erst für das Grab hergestellt, sondern bereits zu Lebzeiten als Alltags- oder Festtagstrachten verwendet. Sie bieten daher ein anschauliches Bild von der Kleiderkultur in der damaligen Zeit. | Tunika aus Baumwolle mit Seidenstickerei; Libanongebirge, 13. Jahrhundert; Direction Générale des Antiquités du Liban, Inv. Nr. 116369

Langer Gebrauch

Die Gewänder weisen vielfach Gebrauchsspuren auf. Zahlreiche Reparaturen zeigen, dass sie über lange Zeit getragen wurden. Waren Kleidungsstücke unbrauchbar geworden, wurden sie nicht weggeworfen, sondern umgearbeitet und für neue Zwecke verwendet. | Kindermantel aus Baumwolle und Leinen mit Seidenstickerei; Libanongebirge, 13. Jahrhundert; Direction Générale des Antiquités du Liban, Inv. Nr. 116360

Einfache Materialien

Die Mehrzahl der Textilien ist aus ungefärbter Baumwolle gewebt. Schon das Färben der Stoffe und Garne stellte für die Menschen damals einen Luxus dar. Farbige Akzente wurden vor allem durch Stickereien gesetzt. Der Gebrauch von Wolle und Seide blieb auf wenige Einzelstücke beschränkt. | Seidenstickerei auf einer Kindertunika aus Baumwolle; Libanongebirge, 13. Jahrhundert; Direction Générale des Antiquités du Liban, Inv. Nr. 116326