In der Sammlung der Abegg-Stiftung befindet sich ein exquisites peruanisches Kleidungsstück aus der frühen Kolonialzeit. Es handelt sich um einen sogenannten Schultermantel, ein rechteckiges, dicht gewobenes Tuch, das um die Schultern gelegt und mit einer Nadel vor der Brust zusammengehalten wurde. Solche Mäntel gehörten zur traditionellen Frauentracht der Inka.
Der Mantel entstand um 1600. Für seine Herstellung wurden kostbare Materialien aus verschiedenen Weltregionen verwendet: Baumwolle und feine Alpaka- oder Lamawolle aus Peru, Seide aus dem Orient und Metallfäden aus Europa. Die äusserst feine und bunte Wirkerei vereint nicht nur Materialien, sondern auch Darstellungen aus unterschiedlichen Kulturen. Neben klassischen Inka-Mustern und in Peru heimischen Tieren wie Affen, Lamas und Papageien wurden auch europäische Motive eingewebt. Die grossen weissen, zungenartigen Motive beispielsweise ahmen breite Klöppelspitzen nach, die im 16. und 17. Jahrhundert fester Bestandteil der Mode in Europa waren. Pressetext